Externe Studie zu sexualisierter Gewalt untersucht auch einen Fall aus der Landeskirche Hannovers

Nachricht Hannover, 04. November 2021

Forschungsverbund ForuM nimmt "Fall Nord/ Niedersachsen" in Studie auf

Im Sommer 2020 machten eine Betroffene und die Evangelisch-lutherische Landeskirche gemeinsam einen Fall von sexuellem Missbrauch durch einen Pastor der Landeskirche öffentlich. Diesen wird der Forschungsverbund ForuM nun im Rahmen einer Fallstudie wissenschaftlich untersuchen. Der unabhängige Forschungsverbund hat im Dezember 2020 eine breit angelegte Studie zu sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen im Raum der Evangelischen Kirche in Deutschland begonnen. ForuM wird nun den „Fall Nord/ Niedersachsen“ aus verschiedenen Perspektiven wissenschaftlich beleuchten. Dazu werden Betroffene, Gemeindeglieder und Zeitzeug*innen befragt und sowie Akten und Unterlagen aus Archiven einbezogen. Hierzu wird der Forschungsverbund ForuM separat und eigenständig Betroffene und weitere Akteur*innen zu Interviews aufrufen. Der Abschlussbericht der Studie kann als Grundlage für weitere Aufarbeitungsschritte genutzt werden kann.

Die Veröffentlichung der Fallstudie im Rahmen der Veröffentlichung der Gesamtergebnisse des Verbundes ist für den Herbst 2023 geplant und erfolgt ohne die Möglichkeit der Einflussnahme seitens der Landeskirche.

Berichten von Betroffenen zufolge hat ein Pastor der Landeskirche von den 1970er Jahren bis in die frühen 2000er serienmäßig ihm schutzbefohlene jugendliche Mädchen sexuell belästigt und teilweise schwer missbraucht. Hinweisen auf diesen Missbrauch wurde in den 1970ern und 1990ern mutmaßlich nicht nachgegangen. Die erste Betroffene meldete sich 2015 bei der Ansprechstelle der Landeskirche. Der Täter ist mittlerweile verstorben.

Die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers begrüßt die Tatsache, dass es nun eine unabhängige wissenschaftliche Untersuchung geben wird. Die beteiligten Kirchengemeinden und Kirchenkreise sowie das Landeskirchenamt werden die Forschenden durch die Bereitstellung von Akten und Informationen unterstützen. „Der Wunsch nach externer Untersuchung ist groß. Wir sind froh, dass der Forschungsverbund diesen Fall in seine Untersuchung mit einbezieht. Wir wollen die Hintergründe aufdecken und aus den Fehlern der Vergangenheit lernen. Dass die Betroffenen hier ausführlich zu Wort kommen können, ist unverzichtbar“, sagt Karoline Läger-Reinbold, Leitung der Fachstelle Sexualisierte Gewalt im Landeskirchenamt.

Weitere Informationen
https://www.forum-studie.de/teilprojekte/

Ansprechpartnerin für die Landeskirche Hannovers
Pastorin Dr. Karoline Läger-Reinbold,
Leitung der Fachstelle Sexualisierte Gewalt
im Landeskirchenamt