Sexualisierte Gewalt auch Thema der nächsten EKD-Synode
Hannover, Berlin (epd).
Der scheidende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, ist unzufrieden mit dem Stand der Aufarbeitung kirchlicher Missbrauchsfälle. „Wir haben es versucht. Aber ich bin trotz aller Anstrengungen und allem Erreichten nicht zufrieden mit dem Ergebnis“, sagte Bedford-Strohm dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (Freitag).
Die EKD habe einen elf Punkte umfassenden Plan gegen sexualisierte Gewalt aufgestellt und sei ihn Schritt für Schritt gegangen, erklärte der bayerische Landesbischof. „Dennoch ist es uns nicht gelungen zu vermitteln, dass wir das konsequent tun, und es ist uns vor allem auch nicht gelungen, das Vertrauen wiederzugewinnen, das verloren gegangen ist.“
Die Fälle sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche belasteten ihn extrem, fügte der Ratsvorsitzende hinzu. „Deshalb bedauere ich sehr, dass wir in meiner Amtszeit als Ratsvorsitzender trotz aller Anstrengungen nicht noch weitergekommen sind“, sagte der Theologe.
Der Umgang mit den Missbrauchsskandalen ist auch Thema bei der am Sonntag beginnenden Tagung der EKD-Synode in Bremen, bei der Bedford-Strohm sein Amt nach sieben Jahren abgeben wird. Der größte Knackpunkt bei der kirchlichen Aufarbeitung ist derzeit die Beteiligung von Betroffenen. Ein 2020 gegründeter Betroffenenbeirat wurde im Mai durch den Rat wieder ausgesetzt. Seither ist unklar, wie es mit der Beteiligung weitergeht.
Bedford-Strohm appellierte an seine und auch an die katholische Kirche, bei der Aufarbeitung nicht nachzulassen. „Es ist nachvollziehbar, dass wir als Kirchen gemeinsam im Fokus stehen, so unterschiedlich die Betroffenheiten jeweils sind.“ Die moralische Fallhöhe sei bei keiner anderen Institution so hoch, betonte er. „Darum stehen wir in der Pflicht, konsequent so zu handeln, dass Risiken so weit wie irgend möglich minimiert werden.“